“Beautiful hotel accommodation, five minutes from the beach, full board residential, free alcohol”, das klingt vielleicht nach Ferien und Party jedoch nicht unbedingt nach universitären Wortgefechten. Aber wenn solche Zeilen auf der Website eines Debattierturnieres stehen, dann kommt man auch als Debattant recht schnell auf die Idee, dort hinzufahren. Wir kamen zurück mit folgender Erkenntnis: selber schuld wer nicht dort war, denn die Red Sea Open konnten einiges bieten, sodass es sich definitiv auszahlte, nach Eilat in Israel zu kommen, auch wenn es dort im August wirklich sehr heiß ist.
Zuerst ist da einmal Israel. Das gelobte Land scheint seinen Namen zu verdienen: Es gibt dort gutes Essen und freundliche, gutaussehende Leute. Eine Menge Sehenswürdigkeiten und Städte wie Tel Aviv, die die besten Dinge aus europäischer, amerikanischer und nahöstlicher Kultur zu verbinden scheinen, lassen es auch den normalen Touristen nicht fad werden. Auch Eilat hat eine Attraktion: einen Flughafen mitten im Stadtzentrum sieht man sonst auch eher selten.
Zweitens ist Israel ein guter Ort um zu debattieren. Die Isrealis wissen, wie es geht. Aus einer großen Menge guter Teams und Redner gibt es immer wieder welche, die es in die Finalen Runden großer Turniere wie zum Bsp. Euros schaffen. Die politische Situation im nahen Osten sorgt vermutlich dafür, dass ihnen die guten Themen nie ausgehen. Offensichtlich sind sie auch recht gut darin, Turniere zu organisieren, wie sich anhand der Red Sea Open erschloss. Neben CA Anat Gelber, konnten sdie Organisatoren die beiden internationalen DCAs Will Jones und Can Okar für sich gewinnen, welche bereits den letzten Weltmeisterschaften als CAs dienten.. Zu erwähnen ist auch der außergewöhnlich üppige und gute Pool an Juroren.
Der wirklich wichtige Punkt war aber wohl der sehr angenehme Zeitplan. Ein ganzer Tag für An- und Abreise (incl. Unterstützung für die Planung der Weiterreise) ist schon einmal ungewohnter Luxus. Nicht vor 10 Uhr mit dem herrlichen Frühstücksbuffet fertig sein zu müssen, hatte auch etwas angenehmes. Da wir dekatenterweise mit klimatisierten Bussen zum 500m entfernten Campus der Ben Gurion Universität gebracht wurden, gab es keinen Grund sich über die wirklich heißen 45°C in Eilat aufzuregen. Die Kühlkette wurde nie unterbrochen. Die Debattantenhirne waren nur der Sonne ausgesetzt, wenn sie die freie Zeit am Nachmittag (nach einem großzügigen Mittagbuffet) dazu nutzten, sich zum Hotelpool oder zum überraschend kühlen Roten Meer zu begeben. Dank ausreichender Freizeit über Mittag war man generell am Nachmittag gut genug ausgeruht, um zwei Runden zu debattieren und sich nachher wieder des Abendessens erfreuen zu können. Dort konnte man sich Zeit lassen, so brauchte man sich ja nicht auf noch eine Runde vorzubereiten, sondern nur auf eines der inkludierten Socials.
Kein Wunder also, dass es sogar ein Team aus Indien nach Israel verschlug. Ansonsten beschränkte sich die Internationale Beteiligung unverständlicherweise auf ein Team aus Oxford und eines aus München, sowie einige gute Juroren. Für den Debattierklub Wien traten Leonhard Weese und Stefan Zweiker als Team Vienna Rokoko an.
Team Vienna Rokoko vor dem Campus den Ben Gurion Universität
Die insgesamt 6 Runden mündeten in einem spannenden Finale, dass schließlich die Young Men’s Christian Association bestehen aus Yoni Cohen-Idov (außerdem bester ESL-Redner) und Michael Shapira für sich entschied. Die YMCA konnte als 2. Regierungsteam der Finalrunde am besten darlegen, warum religiöse Missionierung in Israel verboten sein sollte.
Übrigens, wenn man als offensichtlicher Rucksacktourist wieder über den Ben Gurion Airport Tel Aviv ausreist, bekommt man zwar eine sehr genaue und freundliche Extrabehandlung, dennoch empfehlen wir Reisenden in die Region nicht zu schnell an den Rückflug zu denken: 1. will man sowieso nicht allzuschnell wieder heim, 2. läuft man in Österreich Gefahr ohne Hummus und Falafel auskommen zu müssen.